Die einzig wahren Farben…

…für uns sind Rot und Weiß. Oder doch nicht? Knapp zwei Wochen vor dem Saisonauftakt sollte sich unsere Mannschaft auf der Düsseldorfer Rheinkirmes offiziell und „hautnah” den Fortuna-Fans vorstellen. Bereits vormittags war dann schon zu erahnen, wofür die Veranstaltung auch dienen sollte: für die Präsentation und Vermarktung des neuen Ausweichtrikots. Sind dieses Prozedere und sämtliche Spekulationen um den neuen Trikotsatz doch an sich fester und üblicher Bestandteil einer jeden Sommerpause, war dieses Jahr doch alles etwas anders. In einem Videoclip wurde das Trikot zunächst festlich vorgestellt. In Anlehnung an die teils bunten Torwarttrikots unseres Vereins aus den späten 80er- und frühen 90er-Jahren kam nun das Shirt im lila-pinken „Retro“-Design inklusive Fortuna-Wappen in denselben Farben aus der Waschmaschine. Ob nun bei der Saisoneröffnung oder auf den üblichen Social-Media-Kanälen, die Werbetrommel wurde für dieses Trikot ausgiebig gerührt. Vom Gefühl her wesentlich mehr als beim Erscheinen der deutlich wichtigeren Heim- bzw. Auswärtstrikots. Hält man sich vor Augen, dass sich der – nicht nur monetäre – Wert eines Trikots in den letzten Jahren extrem gewandelt hat, erscheint diese Vorgehensweise sinnvoll. Früher waren jene Trikots in erster Linie Sportbekleidung, eine Hommage an den eigenen Lieblingsspieler oder eben auch einfach nur ein purer Ausdruck von Vereinsliebe. Heute sind diese eher zu „Fashion Pieces“ verkommen, befeuert und vermarktet durch Influencer, Musiker oder Models. Der Aufwand für die jeweilige Präsentation ist hoch und gleicht einer großen Marketing-Kampagne. Der Fokus wird vermehrt auf modische Aspekte gerichtet.

Die Verkaufszahlen sprechen Bände. Das neue, hippe Trikot scheint dem Geschmack einiger Fortuna-Fans zu entsprechen, gilt als modern, vermeintlich innovativ und wird als Coup abgefeiert. Dabei profitiert man sicherlich auch vom Hype des entsprechenden DFB-Trikots in ähnlicher Farbkombination. Also alles richtig gemacht? Würde unser Verein in einer Boutique auf der Kö sitzen und hätte als primäre Aufgabe, Klamotten zu verkaufen, vermutlich schon. Fortuna Düsseldorf ist jedoch nicht irgendein scheiß Modelabel, sondern ein Fußballverein. Ein Fußballverein, der nun seit 129 Jahren existiert. Seit jeher in den Farben Rot und Weiß. Dies trifft selbstverständlich auch auf das Wappen zu, welches unser Verein auf der Brust trägt. In der Satzung unserer Fortuna steht dementsprechend geschrieben: „Die Vereinsfarben sind Rot-Weiß. Das Emblem des Vereins ist ein roter Kreis mit weißem Schriftzeichen „F95“ in zwei parallellaufenden weißen Kreisen.” Weiter heißt es: „Der Vereinsname, die Vereinsfarben, das Vereinsemblem und der Sitz des Vereins bilden besondere identitätsstiftende Merkmale des Vereins.” Dieser Passus wurde damals von uns Vereinsmitgliedern in der Satzung verankert.

Mit Identität hat das neue Ausweichtrikot jedenfalls nichts zu tun. Stattdessen wurden die Vereinsfarben auf diesem und insbesondere im Wappen komplett ignoriert. Natürlich ist das neue dritte Trikot nicht das erste Exemplar in teils knalligen, zumindest aber vereinsfremden Farben. Beispiele für vergleichbar schreckliche Shirts gab es bei uns in der Vergangenheit zu Genüge, vor allem neongrüne, türkise oder rot-blaue Trikots sind da zu nennen. Und auch generell sind derartige Trikots (als Ausweich- oder Torwarttrikots) seit Ewigkeiten im Fußball Gang und Gäbe. Auch unser Vereinswappen wurde schon einmal – dem jeweiligen (Sonder-)Trikot entsprechend – andersfarbig dargestellt, was auch damals schon in unseren Kreisen auf wenig Gegenliebe gestoßen ist und somit kein neues Thema für uns ist. Mit dem neuen Vorstoß unseres Vereins wird dieser Entwicklung nun jedoch die Krone aufgesetzt. Denn mehrfach hatten wir in den vergangenen Jahren auf die Wichtigkeit dieser Thematik hingewiesen und, unserem Wertesystem entsprechend, den direkten und persönlichen Austausch mit unterschiedlichen Vereinsmitarbeitern gesucht. Auch in unserem Spieltagsheft, dem Ultra Info, gab es von uns schon häufiger diesbezüglich Kritik und beim diesjährigen Heimspiel gegen Braunschweig äußerten wir uns erstmalig im Stadion per Spruchband als Reaktion auf das farblich angepasste Wappen auf dem Altstadt-Trikot: „Die einzig wahren Farben für uns sind Rot und Weiß – Lasst das Wappen, wie es sich gehört, auf dem Trikot und überall.“ Durch die bereits erwähnte Satzungsänderung kam diese Diskussion logischerweise auch schon auf der JMV unseres Vereins auf.

Beim aktuellen Trikot wird häufig angeführt, dass ein rot-weißes Wappen auf einem lila Trikot absolut scheiße aussähe. Das ist soweit natürlich korrekt. Jedoch gibt die Farbpalette neben Rot und Weiß als Trikotstoff noch eine Vielzahl an weiteren alternativen Farbmöglichkeiten her, die den Richtlinien für Spielkleidung und Ausrüstung der DFL entsprechen würden und gleichzeitig auch mit einem rot-weißen Wappen kombinierbar sind. Somit gibt es genügend Möglichkeiten für ein Ausweichtrikot gemäß Vereinssatzung und Mitgliederwunsch. Beides Parameter, die für unsere Vereinsführung eher als Orientierung dienen sollten statt einer Marketing-Kampagne eines korrupten Verbandes, den wir sowieso alle verabscheuen. Wer uns im Übrigen eine Abneigung gegen die Farben Lila bzw. Pink und irgendwelche damit einhergehenden ideologischen Beweggründe andichten möchte, kann sich an dieser Stelle gerne direkt verpissen. Das Profil der Gruppe Ultras Düsseldorf im Speziellen und unserer Süd im Allgemeinen lässt diesbezüglich keinen Interpretationsspielraum zu.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass die Vereinsverantwortlichen mit dem neuen Ausweichtrikot die Vermarktung und den größtmöglichen Profit vor die Identität unseres Vereins stellen und frühere Vereinbarungen bzw. Ergebnisse verschiedener Gesprächsrunden sowie die Satzung von Fortuna Düsseldorf dabei außen vor gelassen haben. 
Das rot-weiße Vereinswappen ist unantastbar und gehört auf jedes Trikot, in dem sich unsere Mannschaft heim wie auswärts präsentiert. Es trägt unsere Identität, unseren Stolz und unsere Leidenschaft nach außen. Dies gilt es zu berücksichtigen und zu respektieren, auch von unserer Vereinsführung.

Ultras Düsseldorf 2000